Ich habe mit meiner Tochter Sophie viele Vormittage gemeinsam mit anderen stillenden Müttern in der Stillrunde verbracht. Die Kinder krabbelnd und brabbelnd am Boden wurden zwischendurch von uns meinungsaustauschenden Vollblutmüttern an der Brust zur kollektiven Nahrungsversorgung „angekabelt“.
Nach dem Abstillen, genau mit einem Jahr, liessen wir keine Gelegenheit aus, um die zahlreichen Spielplätze in der Umgebung unserer Wohnung unsicher zu machen.
Nur irgendwann kam der Moment, wo ich wusste, ich muss mein Kind loslassen, damit sie fortan, wenn auch anfangs nur für ein paar Stunden aber doch abseits von meiner beschützenden Gegenwart ihre soziale Kompetenz entwickeln konnte.
Ausserdem musste ich mich als Alleinerzieherin auch wieder ums Geld verdienen kümmern.
Auf Empfehlung einer Mutter, die ich bei gemeinsamen Unternehmungen mit unseren Kindern kennen gelernt habe, meldete ich Sophie bei einer ihr gut bekannten Tagesmutter an.
Der erste Tag bei der Tagesmutter rückte unaufhörlich näher. Im Vergleich zur vollkommen entspannten Sophie wurde ich zusehends nervöser. Drei Vormittagsstunden, beginnend um 9 Uhr morgens in der aus 6 Kindern bestehenden Kindergruppe waren für den Anfang geplant.
Natürlich sprach ich mit Sophie über den wichtigen Tag in ihrem Leben und sie gab mir zu verstehen, dass sie sich darauf freute.
Und dann war es soweit.
Wir machten uns mit dem Auto auf den Weg zu der rund 15 Minuten entfernten Tagesmutter. Diese und die Kinder erwarteten uns bereits. Sophie streckte allen begeistert die Hand zur Begrüßung entgegen. Ich musste schmunzeln. Schüchtern war mein Kind noch nie gewesen.
Nachdem ich ein paar Worte mit der Tagesmutter gewechselt hatte, wandte ich mich an Sophie.
Aus großen Augen schaute sie mich an und dann meinte sie „Mama, Bussi. Kannst schon gehen. Ich bleibe!“
Ich wusste nicht, ob ich stolz und glücklich oder vllt doch traurig sein sollte. Mein Kind brauchte mich plötzlich nicht mehr.
Ich nahm sie hoch, drückte sie an mich, gab ihr mehrere Bussis bis ich merkte, dass ihr das sichtlich unangenehm war. So stellte ich sie ab, wünschte ihr alles Gute, versprach pünktlich um 12 Uhr mittags zurück zu sein sie winkte mir zu und rannte los zu den anderen Kindern.
Ich blieb noch kurz an der Türe stehen um mich von der Tagesmutter zu verabschieden.
Der Einstieg war geschafft und ich war schon neugierig was mir Sophie zu Mittag zu berichten hatte.